Den Migranten folgte die Oper

Als größte Massenmigration der jüngeren Geschichte gilt die Auswanderung von Italienern in verschiedene Länder Europas und in die beiden Amerikas. Als sich gegen Ende des Risorgimento um 1870 herum in Italien die Auswanderungswellen  in Richtung Amerika in Gang zu setzen begannen, war für die überwiegende Mehrheit zunächst Südamerika noch vor Nordamerika  das bevorzugte Auswanderungsziel. Dass hier bald die Sehnsucht nach der heimatlichen Kultur wuchs, davon zeugte das 1879  in Buenos Aires nach italienischem Vorbild gebaute Teatro Politeama ebenso wie der Chor des Teatro Colón,  der vorwiegend aus italienischen Handwerkern und Gewerbetreibenden bestand. Bald mussten Opernhäuser in Italien mit den neu entstehenden Opernhäusern in Südamerika konkurrieren.  Zur Einweihung der Opernhäuser in den Hauptstädten Uruguays und Argentiniens, wurden erstmals bekannte italienische Sänger  nach Südamerika engagiert.  Toscanini machte seine ersten Erfahrungen als Dirigent in Brasilien.  Puccini reiste  zum Besuch seiner Opernaufführungen nach Argentinien und Uruguay. Neun Millionen Italiener, die bis 1925 nach Amerika auswanderten,  trugen wesentlich zur Globalisierung der Opernindustrie bei.*  Ohne sie hätte sich in Lateinamerika vermutlich nicht eine überaus lebendige Opernlandschaft entwickelt.

Einblicke in diese scheinbar bekannte und doch so unbekannte Welt der Oper in Lateinamerika gibt am 13. November im IAI die Musik- und Theaterwissenschaftlerin Dr. Cornelia Preissinger (Staatsoper Hannover). Anhand zahlreicher Musikbeispiele beschreibt sie die Entwicklung des Musiktheaters in Lateinamerika, seine Mythen und Geschichten, und geht dabei auch der Frage nach, wie viele Einflüsse aus Europa dem Musiktheater Lateinamerikas zugrunde liegen.

Wie die Oper nach Lateinamerika kam | Vortrag | Dienstag, 13.11.2018, 18.00 Uhr |
Simón-Bolívar-Saal, Ibero-Amerikanisches Institut, Potsdamer Strasse 37, 10785 Berlin | Sprache: Deutsch

*siehe Richard Erkens Puccini-Handbuch (2017).

Bild: dominio público, Archivo:Teatro Colón en 1908 (Carmelo Ibarra n° 508).jpg

 

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