Vor vierzig Jahren, am 24. März 1980, wurde der salvadorianische Erzbischof Óscar Romero ermordet. Er zählte zu den bekanntesten Vertretern der Befreiungstheorie.
Oscar Arnulfo Romero y Galdámez, 1917 in einer kleinen Gebirgsstadt als Sohn eines Fernmeldearbeiters geboren, in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, begann mit 20 Jahren das Theologiestudium am Priesterseminar in San Salvador. 1942 wurde er zum Priester geweiht. Er war zunächst Anhänger der traditionellen kirchlichen Soziallehre, setzte sich für die klassische Armenfürsorge ein, galt als konservativ. Als er 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde, dauerte es jedoch nur wenige Monate, bis er sich in einen Vertreter der Befreiungstheologie verwandelte. Zwei Schlüsselerlebnisse waren ausschlaggebend:
Das von Militärs und Sicherheitskräften im Februar 1977 verübte Massaker an Demonstranten, die sich auf der Plaza Libertad in San Salvador versammelt hatten, um gegen den Betrug bei den Präsidentschaftswahlen zu protestieren. Sowie, einen Monat später, die Ermordung des Jesuitenpaters Rutilio Grande, mit dem Romero befreundet war.
Als ich den toten Rutilio ansah, dachte ich: Wenn sie ihn für das umgebracht haben, was er getan hat, dann muss ich denselben Weg gehen wie er
In seiner letzen Sonntagspredigt, am 23. März 1980, wandte Romero sich noch einmal direkt an die Angehörigen der Armee, der Nationalgarde und der Polizei:
Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, dessen Wehklagen täglich eindringlicher zum Himmel steigen, flehe ich Sie an, bitte Sie inständig, ersuche ich Sie im Namen Gottes: Machen Sie der Repression ein Ende.
Am nächsten Tag sagte der Sprecher des Generalstabes des Heeres vor der Presse, der Erzbischof habe mit seinem Aufruf ein Vergehen begangen, das ihn an den Rand des Militärgesetzes bringe. Am Nachmittag desselben Tages wurde er während der Messfeier am Altar erschossen. Seit der Ermordung von Thomas Becket im 12. Jahrhundert war kein so hoher kirchlicher Würdenträger mehr am Altar ermordet worden.
Quelle: heiligenlexikon.de
Die Armen in Lateinamerika verehrten Romero gleich nach seiner Ermordung wie einen Heiligen und wünschten sich dringend die Seligsprechung durch den Papst. Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 eingeleitet, bald darauf aber durch den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, wieder eingefroren. 2005 bestätigte der Vatikan die Orthodoxie der Theologie
des Ermordeten. Papst Franziskus setzte sich seit seinem Amtsantritt für die Kanonisierung ein. Die Seligsprechung von Oscar Romero fand am 24. Mai 2015 unter der Teilnahme von 200 Bischöfen und 300.000 Gläubigen in San Salvador durch Kardinal Angelo Amato statt; Papst Franziskus sprach ihn am 14. Oktober 2018 auf dem Petersplatz in Rom heilig.
Zu seiner Heiligsprechung 2018 brachte die NZZ ein ausführliches Porträt Romeros.
ADVENIAT widmet dem „Heiligen der Gegenwart“ ein Sonderheft Blickpunkt Lateinamerika
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