Aus Vor-Corona-Zeiten stammt dieses wissenschaftlich unaufgeregte Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Peter Birle, der im IAI die Forschungsabteilung leitet und sich intensiv mit den Themen Staat und Politik in Lateinamerika sowie deutsch-lateinamerikanischen Wissenschaftsbeziehungen beschäftigt. Peter Birle empfiehlt den Blick stärker auf länderspezifische Details zu richten, statt länderübergreifend stets sofort die politischen Systeme als Ganzes in den Blick zu nehmen, die für eine Analyse der gesellschaftlichen Zustände nicht immer weiterhelfen.
So sei zwar in vielen Ländern ein gemeinsamer Trend hin zu konservativen, teils extrem rechten Regierungen festzustellen, doch in Chile gäbe es eine entgegengesetzte Bewegung nach links. Es helfe, sich die Bevölkerungsstrukturen und auch die sozialen Strukturen genauer anzusehen. So habe Chile zwar makroökonomisch gute Zahlen, doch sei zugleich die Ungleichheit so massiv, „dass den Leuten jetzt einfach auch der Kragen geplatzt ist.“
Besonders interessant die Antwort auf die Frage nach dem Einfluss Russlands und Chinas in Lateinamerika.
Der Einfluss Chinas geht demnach inzwischen weit über Rohstoff-Handelspartnerschaften hinaus und wird – von europäischer Warte aus unbemerkt – über kulturelle Angebote, Sprachkurse und Austauschprogramme gefestigt. „Jüngere Generationen schauen immer mehr nach China und weniger nach Europa“, so Birle.
Der russische Einfluss ist hingegen – weniger überraschend – in Venezuela, Nicaragua und Kuba noch stark verankert. Insbesondere über Verflechtungen durch Waffenkäufe.
„Pulverfass Lateinamerika“. Peter Birle im Gespräch mit Michael Köhler im DLF. 17.11.2019
Foto: China Town in Lima via Wikimedia Commons
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