Zu unserem großen Bedauern fällt auch der ursprünglich für diese Woche im IAI geplante Vortrag des peruanischen Theaterregisseurs Miguel Rubio der Corona-bedingten kulturellen Schockstarre zum Opfer. Miguel Rubio und sein Theaterensemble „Yuyachkani“ sind in Lima beheimatet. Die Truppe widmet sich dem Projekt einer ästhetischen Erinnerungskultur – wie es bereits im Quechua-Namen des Theaterkollektivs anklingt, der übersetzt „Ich erinnere “ lautet. In einer Zeit mit immer kürzerem Gedächtnis sind Yuyachkani damit paradoxerweise seit einem halben Jahrhundert kulturelle Avantgarde.Miguel Rubios Vorbilder: Bertolt Brecht und Antonin Artaud mit seinem „Theater der Grausamkeit“. Sein großes Thema: die Geschichte Perus, die immer eine des kulturellen Reichtums und der gesellschaftlich-politischen Unterdrückung zugleich ist. Exemplarisch dafür ist das 2011 auf die Bühne gebrachte „Sin título – técnica mixta“, das den Bogen von 1879, dem Beginn der als Salpeterkrieg in die Geschichte eingegangenen Auseinandersetzung mit Chile, über den Sturz des peruanischen Präsidenten Fujimori im Jahr 2000 hinaus, bis ins Jahr 2003 spannt. 2003 hat Salomon Lerner, der Vorsitzende der peruanischen Wahrheitskommission und Rektor der Katholischen Universität in Lima, den Abschlussbericht der Kommission vorgelegt, die alle in den vergangenen zwanzig Jahren begangenen Menschenrechtsverletzungen, und zwar nicht nur die des Sendero Luminoso, ermittelte und dokumentierte. Mehr dazu hier und im Video hier:
Wir hoffen, dass sich die Einladung unseres Förderkreis-Ehrenmitglieds Miguel Rubio zu einem späteren Zeitpunkt nachholen lässt. Als Ersatz bis dahin – nein, keinen Gutschein! – aber ein kleines Video-Porträt:
Foto: ©Yuyachkani