Juan Donoso Cortés (1809-1853), spanischer Ultrareaktionär der Vormärzzeit, gehört neben Carl Schmitt, Ernst Jünger und Oswald Spengler zur Nachttischlektüre der neuen Rechten. Denn der spanische Staatsphilosoph steuert zur Restrukturierung einer autoritären Gesellschaft geistesgeschichtlich die kausale Verbindung von Aufklärung und gesellschaftlichem Verfall bei; dargelegt in seinem Hauptwerk, dem „Essay über den Katholizismus, den Liberalismus und den Sozialismus“. Für Donoso Cortés lässt sich dieser mit der Emanzipation des modernen Menschen von Gott einsetzende Verfall nicht mehr rückgängig machen, nur noch aufhalten – durch die Errichtung einer Diktatur. Auf seine Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen antiliberalen Überlegungen bezieht sich in den 1920er Jahren der deutsche Staatsrechtler Carl Schmitt bei der Entwicklung seiner Lehre von der ‚kommissarischen‘ Diktatur. In ihr wehrt sich der in Notlage geratene Staat durch Verhängung des Ausnahmezustands gegen eine existentielle Bedrohung, die von den modernen Diktaturen stets zum Vorwand genommen wird, dauerhaft das Recht außer Kraft zu setzen und ungestraft Menschenrechtsverletzungen zu begehen.
Über Donoso Cortés‘ Wandel vom Liberalen zum Konservativen und seine Einstellung zu Revolution und Diktatur spricht am Mittwoch, 11. Dezember 2019, im Konferenzraum des Ibero-Amerikanischen Instituts die Historikerin Birgit Aschmann (Humboldt-Universität zu Berlin).
Juan Donoso Cortés und das Denken der Diktatur im Spanien des 19. Jahrhunderts |Mittwoch, 11.12.2019, 17.00 h, Konferenzraum | Potsdamer Straße 37, 10785 Berlin | Sprache: deutsch | Eintritt frei
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