Dass der Entzug des Schlafes nicht mit ewigem Leben identisch ist, lehrt die Tragödie des ‚Macbeth‘, der nach dem Mord an König Duncan keinen Schlaf mehr finden kann und – um sein Seelenheil gebracht – im Wahnsinn endet.
Gabriel García Márquez lässt in „Hundert Jahre Einsamkeit“ das fiktive Macondo von einer „Pest der Schlaflosigkeit“ heimsuchen. Der ganze Ort verfällt der Epidemie, die bloß der Vorbote einer noch schlimmeren Krankheit ist: der „Pest des Vergessens.“
„La peste del insomnio“ heißt der kürzlich von der Fundación Gabo ins Netz gestellte 15-minütige Film, in dem über 30 Schauspieler aus ganz Lateinamerika Passagen aus „Hundert Jahre Einsamkeit“ lesen, die den Verlauf und die Folgen der „Pest der Schlaflosigkeit“ in Macondo beschreiben, sowie die Versuche der Bewohner, die Krankheit einzudämmen und zu besiegen.
Regisseur Leonardo Aranguibel bietet in „La peste del insomnio“ Literatur als Weg aus der „Art vergangenheitslosem Schwachsinn“* an, in der die Welt als Folge der aktuellen Pandemie zu versinken droht. Er setzt auf die sozialintegrative Kraft von Sprache, um das ‚Social Distancing‘ zu überwinden.
*“Hundert Jahre Einsamkeit“ Kiepenheuer & Witsch, 1.Auflage 2017. Seite 59
Foto: Die Attische Seuche (Gemälde von Michiel Sweerts, um 1653) via Wikimedia Commons