Lydia Cacho Ribeiro | mexikanische Investigativjournalistin

Lydia Cacho Ribeiro hat über dreißig Jahre als Redakteurin, Moderatorin und Kolumnistin für zahlreiche nationale wie internationale Medien gearbeitet. Sie berichtete über Menschenhandel, organisiertes Verbrechen, Drogenhandel, sexuelle Gewalt und Korruption. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Außerdem ist sie Mitbegründerin des Journalistennetzwerks von Mexiko, Mittelamerika und der Karibik sowie Sonderbotschafterin des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung und hat in Cancún eine Hilfsorganisation für befreite Sexsklavinnen gegründet. Zuletzt ist ihr Sachbuch „Sklaverei“ über den globalen Frauen- und Kinderhandel auf Deutsch erschienen. Infolge ihrer investigativen Recherchen muss sie seit Jahren mit Belästigungen und Morddrohungen leben und war sowohl verbalen als auch körperlichen Angriffen ausgesetzt. Obwohl für sie 2009 die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte Präventivmaßnahmen zu ihrem Schutz beschlossen hatte, haben die mexikanischen Behörden diese bislang nur unzureichend umgesetzt.

Bis vor kurzem hatte sich Cacho stets geweigert, ihre Heimat zu verlassen und Asylangebote aus anderen Ländern anzunehmen, doch die Drohungen nahmen ein neues Ausmaß an: Nachdem am 21. Juli 2019 zwei Personen in ihre Wohnung eingebrochen waren, Ausrüstung und Forschungsmaterial stahlen und ihre Hunde töteten, erfolgte am 3. August ein weiterer Drohanruf, so dass sie sich gezwungen

sah, ins Exil zu fliehen. Sie gab an, nicht eher zurückzukehren, bis diejenigen, die für den Einbruch verantwortlich waren, zur Rechenschaft gezogen würden. Die Behörden haben die Einbrecher noch nicht identifizieren können.

Daneben sieht die Journalistin in dem Einbruch einen Racheakt für die Haftbefehle gegen die mutmaßlichen Hintermänner ihrer Verschleppung und rechtswidrigen Inhaftnahme im Jahr 2005. Bisher wurden von den 17 an der Entführung beteiligten Beamten lediglich drei strafrechtlich verfolgt. Zudem wurden die hinter den Attacken auf Cacho stehenden Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft noch nicht zur Verantwortung gezogen. Zu diesen zählt unter anderem Pueblas damaliger Gouverneur Mario Marín.

Cacho hatte in ihrem Buch „Los demonios del Edén“, das 2004 erschienen war, Verbindungen zahlreicher einflussreicher Geschäftsleute, Politiker und Polizeioffiziere zu einem Verbrecherring in ihrer Heimatstadt Cancún im Südosten Mexikos entlarvt, der mit Kinderpornographie und -prostitution Millionen verdiente. Nach Veröffentlichung des Buches wurde sie 2005 verhaftet und verschleppt. Während der 20-stündigen Fahrt von Cancún nach Puebla war sie verbaler und physischer sexueller Gewalt durch die Polizisten ausgesetzt. Später wurde sie inhaftiert, bedroht und misshandelt, bevor sie sich einem einjährigen Strafverfahren wegen angeblicher Diffamierung unterziehen musste. Erst 2007 wurde sie von allen Anklagepunkten freigesprochen.

Am 31. Juli 2018 machte die UN-Menschenrechtskommission den Staat Mexiko für die Verletzung der Menschenrechte, insbesondere für die Folter, die Cacho im Zuge ihrer Entführung hatte erleiden müssen, und das Versäumnis der Sorgfaltspflicht während der Untersuchung verantwortlich.

Das PEN-Zentrum Deutschland geht davon aus, dass die Attacken auf Lydia Cacho die direkte Folge ihrer Arbeit als Investigativjournalistin sind. Die Behörden müssen eine umfassende und unparteiische Untersuchung des Einbruchs in ihre Wohnung einleiten, Haftbefehle gegen sämtliche Verantwortlichen für die rechtswidrige Inhaftierung und Misshandlung Cachos im Jahr 2005 vollstrecken sowie jegliche Aggression gegen sämtliche Medienschaffenden Mexikos unterbinden.

Der deutsche PEN hält zudem fest, dass die freie Meinungsäußerung für die Verwirklichung aller Menschenrechte zentrale Bedingung ist. In Anerkennung der Tapferkeit, mit der die mexikanischen Journalisten ihrer Arbeit nachgehen, fordert er die mexikanischen Behörden auf, ihr Versprechen einzuhalten, Journalisten zu schützen und die Freiheit der Presse zu gewährleisten.

Weiterführende Informationen in englischer Sprache (bereitgestellt vom internationalen PEN): http://bit.ly/2NuxnJZ

 

 

 

Foto: Lydia Cacho by EneasMx via Wikimedia Commons

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