Magellans Weltumseglung 1519-1522

Vor 500 Jahren fand die erste Umseglung der Welt ihren Abschluss. Mit fünf Schiffen und 265 Mann Besatzung brach Fernando Magellan im Auftrag König Karls I. im Jahr 1519 in Sevilla auf, um die Molukken auf westlichem Wege zu erreichen. Er selbst erlebte das Ende der Reise nicht mehr. Sebastian del Cano, einer seiner Kapitäne,  vollendete das Werk des Expeditionsleiters und kehrte nach drei Jahren auf See mit 17 Mann 1522 nach Sevilla zurück. Doch wie kam es überhaupt, dass mit Magellan ausgerechnet ein Portugiese für den spanischen König den westlichen Seeweg zu den Gewürzinseln entdeckte?

Seit Heinrich der Seefahrer in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in seiner berühmten Schule das nautische Wissen förderte, und Vasco da Gama 1498 als erster Portugiese um Afrika herum den Seeweg nach Indien antrat, war Portugal dabei, die Welt neu zu ordnen.  Die nächsten Jahrzehnte gehörten den Abenteurern und Soldaten, Geschwaderkapitänen und Kriegsexpeditionen, die den Krieg über den Ozean nach Indien trugen und am Monopol der Araber rüttelten. Denn wer die Häfen der indischen Malabarküste beherrschte, kontrollierte den Gewürzhandel – und hielt in der Welt des 16. Jahrhunderts den Schlüssel zu Reichtum und Macht in den Händen. Calicut (heutiges Kozhikode) war der Stapelplatz des Handels mit den Spezereien und das Tor nach Osten. Um den erbitterten Widerstand der Araber zu brechen, richtete Portugal das ständige Amt eines Vizekönigs in Indien ein. Francisco D’Almeida erhielt 1505 diese Aufgabe. In seiner Flotte begann die Laufbahn des jungen Magellan – und setzte sich unter Almeidas Nachfolger Alfonso Albuquerque fort.    Magellan nahm an zahlreichen Kriegsexpeditionen teil und arbeitete sich bis zum Kapitän eines Schiffes jener Flotte hoch, die zur Eroberung Malakkas auszog, dem bedeutendsten Gewürzmarkt Hinterindiens. Das ist der östlichste Punkt, zu dem Magellan in diesen Jahren kam. 

Von Malakka aus entsendete Albuquerque ein Geschwader zu den sagenhaften Gewürzinseln nach Hinterindien. Ein Freund Magellans war einer der Kapitäne dieser Expedition: Francisco Serrão. Serrão entdeckte auf dieser Fahrt sein persönliches Paradies, beendete seine Karriere im Dienste Portugals und blieb auf den Inseln.  Der Aussteiger schrieb Magellan Briefe, in denen er seinen Freund aufforderte, es ihm gleichzutun und zu den Molukken zu kommen. Als Serranos Zeilen Magellan erreichten, war der nach Portugal zurückgekehrt. Er war nun  Mitte Dreißig und hatte immer noch nicht den Rang, der seiner bisherigen Laufbahn würdig wäre.   Zehn Jahre lang hatte er in Landkriegen und Seeschlachten sein Leben riskiert, doch als er um eine Erhöhung seines Soldes anfragte, lehnte der König Magellans Gesuch ab. Magellan war nur einer von vielen erfolgreichen Seefahrern und Abenteurern. Er hatte keine Verwendung mehr für ihn.

Magellan zog sich zum Kartenstudium zurück. Sein Freund Serrão hatte ihn auf den Gedanken gebracht, ob es bei der fernöstlichen Lage der Gewürzinseln nicht ratsamer wäre, sie vom Westen her aufzusuchen, statt auf dem üblichen Wege um das Kap der Guten Hoffnung, den Vasco da Gama einschlug. In der Tesoraría, dem Geheimarchiv, bewahrte die Krone die Karten und Logbücher auf, die von den Expeditionen längs der amerikanischen Südküste  in die Heimat gelangten. Das waren streng geheime Dokumente.

Kein Kapitän hatte bisher die Durchfahrt entdeckt, die den Atlantik mit dem legendären Südmeer verbindet. Die exaktesten Karten der damaligen Zeit waren die Portolankarten. Sie zeigen die Küsten des Mittelmeeres und eine ganze Reihe von Häfen. Wer ins Unbekannte aufbrach, konnte sich nicht an den Portolankarten orientieren. Vermessen waren nur die Küsten am Mittelmeer. Bei jeder Entdeckungsfahrt wurden neue Karten angefertigt. Grundlage für Schätzung der Entfernungen waren die Daten des Ptolomäus, der im zweiten Jahrhundert n.Ch. seine Zahlen durch Sternpeilung gewonnen hatte. Zwar hatte Ptolomäus mit den Peilungen auf den Polarstern schon ziemlich genaue Messungen in Nord-Süd-Richtung machen können. Aber der Längengrad und die Entfernungen waren auf offener See mit seinen Zahlen nicht zu bestimmen. Magellan freundete sich mit dem bekanntesten Astronomen Portugals an: Ruy Faleiro. Faleiro hatte ein eigenes System  der Längenberechnung entwickelt. In Magellan wuchs in dieser Zeit die Gewissheit, dass es den Paso gibt. Faleiro stattete Magellans Überzeugung mit dem wissenschaftlichen Überbau aus, den Magellan benötigte, um seine Überzeugungen öffentlich vertreten zu können. Denn das hatte er nun vor. Allerdings nicht mehr vor dem portugiesischen König. Er wendete sich dem Land zu, dem seine Pläne von größtem Nutzen waren: Spanien.

Mit einem Federstrich hatte der Papst im Vertrag von Tordesillas 1493 die Welt geteilt, Portugal den Osten und die  westlich liegende „Neue Welt“ von Amerika dem spanischen Königreich zugesprochen. Gäbe es den Paso durch das südamerikanische Festland, öffnete sich für Spanien der lang gesuchte westliche Weg zu den Gewürzhäfen Asiens. Als Magellan 1517 in Sevilla ankam, lebten hier noch Kapitäne, die unter Kolumbus segelten. Hier befand sich die Casa de la Contratación, eine Art nautische Handelskammer, eine Mischung aus Warenbörse, Kartenarchiv und Schifffahrtsbüro. Hier hoffte Magellan auf Unterstützung für seinen Plan. Er hatte einen Bürgen:

Diego Barbosa, ebenfalls aus Portugal stammend und  mittlerweile einer der angesehensten Bürger Sevillas. Akkreditiert durch Freundschaft und bald auch durch Verwandtschaft – Magellan heiratete Barbara, die Tochter des Hauses – begann der portugiesische Neuankömmling nun in Spanien für sein Projekt zu werben. 

Buchtipp: Stefan Zweig: ‚Magellan. Der Mann und seine Tat‘

Foto: Wikipedia Commons

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