Premio José Donoso für Cristina Rivera Garza 

In den ersten beiden Dezemberwochen findet traditionell die Buchmesse in Santiago de Chile statt. In ihrem Verlauf wird auch der Premio José Donoso, benannt nach dem berühmten chilenischen Schriftsteller (1924-1996) und einer der wichtigsten Literaturpreise Lateinamerikas, überreicht, auch wenn der/die Preisträger*in jeweils bereits im September bekanntgegeben wird. In diesem Jahr erhielt den Preis die in Deutschland noch wenig bekannte mexikanische Autorin Cristina Rivera Garza.

Rivera Garza, geboren 1964, lebt als Literaturprofessorin in Austin, Texas. Nach einem Studium der Soziologie und Geschichte begann sie ihre literarische Karriere in den 1990er Jahren; bekannt wurde vor allem ihr zweiter Roman, „Nadieme verá llorar“ (1999). In „La cresta de Ilión“ (2002, in veränderter Fassung 2020) begehrt eine Schriftstellerin in einer stürmischen Nacht Einlass in das Haus der Protagonistin, bis sich deren Schicksale miteinander vermischen. Am bisher erfolgreichsten bei Lser*innen wie der Kritik war ihr bisher vorletzter Roman, „Autobiografía del algodón“, der 2020 erschien. In ihm erzählt Rivera Garza die Geschichte des Baumwollanbaus im äußersten Norden Mexicos und zugleich die Geschichte eines Teils ihrer Familie, dies aber nicht linear, sondern in beständigen Zeitsprüngen und Handlungsepisoden, sozusagen analog zu einzelnen Fetzen der Erinnerung. Der in diesem Jahr erschienene Roman „Andamos perras, andamosdiablas“ ist eine Neufassung ihres Erstlings „La guerra noimporta“ aus dem Jahr 1983.

„Ihre Stimme ist poetisch, kritisch und nomadisch, immer voll von Überraschungen“, begründete die Jury die Auszeichnung. „Zur Reflexion der eigenen Sprache tritt bei ihr stets auch die Bemühung um eine Übertragung der indigenen Sprachen und Kulturen Mexicos“ (dies allerdings eher in Essays, von denen Rivera Garza ebenfalls eine ganze Anzahl veröffentlicht und einige auch in drei Sammelbänden zusammengestellt hat). 

Der Premio José Donoso wird von einer internationalen Jury verliehen, zu der immer auch ein Vertreter der europäischen Lateinamerikanistik gehört (in der Vergangenheit gehörten dazu unter anderem auch Thomas Bremer im Jahr 2006, Susanne Klengel 2008 und Dieter Ingenschay 2009). Preisträger*innen waren in den letzten Jahren unter anderen Sergio Ramírez (2011), Juan Villoro (2012) und zuletzt Cristina Peri Rossi (2019) und Mario Bellatin (2018); im vergangenen Jahr wurde der Preis wegen der Corona-Pandemie nicht vergeben.

Foto: Wikimedia Commons

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Barbara Bohr sagt:

    Hat dies auf Tertulia rebloggt und kommentierte:
    Der Literaturpreis „Premio José Donoso“ geht in diesem Jahr an die mexikanische Schriftstellerin Cristina Rivera Garza. 🥰

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